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letzte Aktualisierung: 07.07.2022
Inhalt:
Soldaten zwischen Altenheim
und Truppenübungsplatz
45 Millionen Euro für Erzgebirgskaserne
Millionenplan der Bundeswehr für die Erzgebirgskaserne
Feierliches Gelöbnis in der Erzgebirgskaserne
Marienberger werden nicht an Ostflanke verlegt
Die Sachsen-Brigade und der Bündnisfall
So steht es um die Ausrüstung der Marienberger Jäger
Leidet bei Bürgern das Ansehen der Marienberger Jäger?
Marienberger stellen Soldaten für Nato-Eingreiftruppe
Was eine erneute Wehrpflicht bedeuten würde
Spähtrupps trainieren am Heiligen Teich
„Dicke Bertha“ bringt Bundeswehr in Bredouille
wird fortgesetzt ...
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Höhepunkte der
Standortkameradschaft Marienberg
und der Garnision Marienberg
im Spiegel der Presse
2022
Freie Presse vom 05. Januar 2022
Soldaten zwischen Altenheim und Truppenübungsplatz |
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Die Pandemie hat den Alltag der Soldaten in der Erzgebirgskaserne verändert.
Und worüber im zivilen Bereich heftig diskutiert wird, ist bei der Bundeswehr eingeführt – mit positiven Folgen.
Von Patrick Herrl
Marienberg - Corona hat die Bundeswehr vor neue Aufgaben und Herausforderungen gestellt. Aufgrund der Krise helfen die Soldaten seit
2020 im Kampf gegen die Pandemie auch im zivilen Bereich aus. Das gilt ebenso für die Marienberger Jäger des Panzergrenadierbataillons 371.
Bereits im März 2020 wurde in der Erzgebirgskaserne die Operationszentrale Covid-19 aufgebaut, von wo aus die Amtshilfeanträge koordiniert
werden. Seither waren Hunderte Soldaten aus der Bergstadt in Seniorenheimen, Gesundheitsämtern, Krankenhäusern und Testzentren im Einsatz.
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Das Operationszentrum sei nie aufgelöst worden, erläutert Presse-Offizier Oberleutnant Rony Dröscher. Während der Sommermonate 2021 wurde die
Stelle zwar bis zur Rufbereitschaft abgespeckt. Doch mit der nächsten Corona-Welle haben auch die von ziviler Seite gestellten Hilfsanträge
wieder zugenommen. „Aktuell befinden sich annähernd 60 Soldaten in verschiedenen Amtshilfeunterstützungen. Weitere wären in kürzester Zeit
verfügbar“, erklärt Dröscher.
Hauptmann Daniel Carstens und seine drei Kollegen im Operationszentrum haben dabei alle Aufträge der Marienberger Jäger im Blick, halten ständigen
Kontakt zu den eingesetzten Teams. An zwei großen Tafeln werden alle laufenden Anträge mit Ort, Auftrag, Zeitraum, Dienstzeiten, Truppenstärke und dem
Verantwortlichen vor Ort dokumentiert. „Zugleich kümmern wir uns um den Fuhrpark, damit stets genügend Fahrzeuge für die Einsätze vorrätig sind“, sagt Carstens..
Das Operationszentrum Covid-19 steuert aber auch alle internen Coronamaßnahmen für die Soldaten der Erzgebirgskaserne. „Wir schreiben die Hygienekonzepte
für die Kaserne und die Truppenübungsplätze, koordinieren die Corona-Tests und etwaige Kontaktnachverfolgung“, beschreibt der Hauptmann das weitere
Aufgabengebiet. Seit einigen Wochen dokumentiert das Team zudem den Impfstatus der Soldaten. Worüber im zivilen Bereich heftig debattiert wird, ist
bei der Bundeswehr schon eingeführt. Seit 24. November gilt für die Marienberger Jäger eine sogenannte Duldungspflicht bei der Corona-Impfung, betont
Presse-Offizier Dröscher, was soviel bedeutet wie eine Impfpflicht. Den Piks erhalten die Soldaten vor Ort in der Erzgebirgskaserne. Zum Teil habe
das Panzergrenadierbataillon sogar Impfungen von Polizisten übernommen, ergänzt Hauptmann Carstens.
Eine aktive Aufklärung habe dabei zu einer hohen Bereitschaft unter den Soldaten beigetragen. „Inzwischen sind fast 90 Prozent geimpft“, sagt Dröscher.
Trotzdem habe jeder das Recht, die Impfung nicht wahrzunehmen, müsse jedoch mit Konsequenzen rechnen. Das heißt: Dienstende bei der Bundeswehr. „Einige
wenige Soldaten tun sich – aus verschiedenen Gründen – mit der Impfung schwer. Hier wird in erster Linie mit Aufklärung und Einzelgesprächen versucht,
sich mit den Beweggründen zu beschäftigen. Die Menschen in der Kaserne sind ein Querschnitt der zivilen Gesellschaft“, betont der Presse-Offizier.
Durch das Umsetzen der Hygieneregeln, die regelmäßigen Tests und zuletzt die Impfpflicht habe das Infektionsgeschehen in der Kaserne auf ein Minimum
reduziert werden können. Auch seien bis heute keine schweren Verläufe unter den Marienberger Jägern bekannt.
Zugleich wirke sich die Impfpflicht auf die eigentliche Arbeit der Soldaten aus. Während der zweiten Welle mussten noch deutlich mehr ins Homeoffice
geschickt werden. Nicht notwendige Ausbildungen wurden abgesagt. Übungen und Sport erfolgten in kleineren Gruppen. „Inzwischen arbeitet ein Großteil
der Soldaten in der Kaserne im normalen Dienstbetrieb – unter Einhaltung der AHA-Regeln, Masken- und Testpflicht“, so Dröscher. Das bedeutet: wieder
vermehrt Truppenübungsplatz statt Seniorenheim und Krankenhaus. Mehr Soldaten befinden sich in der Ausbildung zur Vorbereitung auf einen wichtigen
Auftrag: Ab 2022 stellen die Marienberger Jäger abermals die schnelle Einsatztruppe der Nato.
erschienen am 05.01.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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Freie Presse vom 14. Januar 2022
45 Millionen Euro für Erzgebirgskaserne |
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INVESTITION
DPA
Marienberg - Die Bundeswehr will bis 2028 rund 45 Millionen Euro in die Erzgebirgskaserne in Marienberg investieren. Die Sanierung der Küche
und der Neubau einer Tankanlage hätten schon begonnen, hieß es am Donnerstag. Darüber hinaus sind ein Lehrsaalgebäude geplant, zwei Neubauten für
Unterkünfte der Soldaten, eine Simulator- und Ausbildungshalle sowie ein neues Munitionslager. Zudem würden Panzerfahrstrecken erweitert und drei Schießbahnen
auf Übungsplätzen neu gebaut. Marienberg ist seit weit mehr als 200 Jahren Garnisonsstadt. Hier ist heute das Panzergrenadierbataillon 371 stationiert. |dpa
erschienen am 14.01.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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Freie Presse vom 26. Januar 2022
Millionenplan der Bundeswehr für die Erzgebirgskaserne |
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Von Einzelstuben mit eigenem Bad über Lehrsaal, Simulator- und Ausbildungshalle bis hin zu neuen Schießbahnen: Die Garnison
Marienberg wird in den nächsten Jahren umfassend modernisiert. Ist der Standort damit langfristig gesichert?
Von Patrick Herrl
Marienberg - Marienberg - Seit fast 270 Jahren sind Soldaten in der Bergstadt beheimatet. Mit der politischen Wende fand schließlich
die Bundeswehr in Marienberg ein Zuhause. Das soll auch so bleiben, sagt Michael Maximilian Sabel, Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur,
Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Die Behörde gibt bekannt, dass bis 2028 rund 45 Millionen Euro in die Erzgebirgskaserne
investiert werden. Der Startschuss ist bereits erfolgt. Doch die größten Projekte im einzig verbliebenen Bundeswehrstandort im Erzgebirge
stehen erst noch bevor.
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Schon im Februar vergangenen Jahres wurde mit der Sanierung der Truppenküche begonnen. Der Umbau beinhaltet die Modernisierung der Speisenausgabe, des Koch- und Funktionsbereiches,
der Lebensmittelkühlung und -lagerung sowie des Umkleide- und Aufenthaltsbereiches für das Küchenpersonal. Mit der Sanierung werden bessere Arbeitsbedingungen geschaffen und neue
hygienische Standards umgesetzt, erläutert Sabel. Ebenfalls bereits gebaut wird eine eigene Tankanlage. Die bisherige erfüllt zukünftig nicht mehr die erforderlichen Anforderungen
und soll anschließend zurückgebaut werden.
Aktuell in der Planung befindet sich zudem eine neue Simulator- und Ausbildungshalle, in der Besatzungen von Gefechtsfahrzeugen üben können. „Um Ressourcen zu schonen und
Umweltbelastungen zu reduzieren, setzt die Bundeswehr im Rahmen der Ausbildung auch auf derartige Simulatoren mit modernster Technik“, erklärt Sabel. Darüber hinaus umfasst die
Millioneninvestition den Neubau einer Lehrsaaleinrichtung, eines Gebäudes für die Ausbildung an Fernmeldegeräten sowie eine zentrale Waffenkammer, in deren Zuge die Hindernisbahn
umgesetzt werden muss.
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Garnisionsstadt seit 1753
Die Garnision gehört seit 1973 zu Marienberg. Zunächst war die Königlich-Sächsische Infanterie und Kavallerie in der Bergstadt beheimatet, später
wurden Unteroffiziersschulen eingerichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die NVA die Kaserne.
Seit 1990 ist die Bundeswehr in marienberg stationiert. Zwei jahre später wurde dem Standort der Name "Erzgebirgskaserne" verliehen. Als Ausdruck
der Verbundenheit erhielten die Soldaten 1996 im Zuge der Umbenennung von Panzergrenadier- in Jägerbataillon von der Stadt den Beinamen "Marienberger Jäger".
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Allein rund 20 Millionen Euro fließen wiederum in zwei neue Unterkünfte, die ab 2025 entstehen. Dort sollen künftig bis zu 150 Soldaten untergebracht werden –
in Einzelstuben mit eigener Nasszelle. Mit Ausnahme von Unterkünften auf Übungsplätzen und in Einsatzgebieten sehe das Konzept grundsätzlich eine Einzelunterbringung vor,
sagt Sabel. „Damit wird die Attraktivität der Bundeswehr als moderner Arbeitgeber gesteigert, da Mehrbett-Stuben nicht mehr zeitgemäß sind.“
Komplettiert wird das Großprojekt mit einem neuen Fahrzeug-Abstellbereich, der Anpassung der Ver- und Entsorgungsanlagen sowie des Außenbereichs. Um alle Bauvorhaben umsetzen
zu können, wird die Erzgebirgskaserne im Osten in Richtung des angrenzenden Truppenübungsplatzes erweitert. Im Gegenzug sieht die Planung aktuell den Abriss von zwei älteren
Mannschaftsunterkünften und mehreren Fahrzeughallen vor. Außerhalb der Kaserne sollen an den Übungsplätzen in Gelobtland und an der Drei-Brüder-Höhe neue Schießbahnen gebaut
und Panzerfahrstrecken erweitert werden.
„In den nächsten Jahren passiert hier an allen Ecken und Enden etwas“, sagt Thomas Knappe, zuständiger Objektmanager vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Dresden. Es handelt
sich um die erste größere Investition in den Standort des Panzergrenadierbataillons 371 seit 2016, als der 2,9 Millionen Euro teure Neubau einer Werkhalle abgeschlossen wurde.
Aktuell sind rund 750 Soldaten in der Erzgebirgskaserne stationiert. Eine Erhöhung sei derzeit nicht geplant, erklärt Presseoffizier Oberleutnant Rony Dröscher. Als Teil der
schnellen Eingreiftruppe werden die Marienberger Jäger in den nächsten drei Jahren wieder an diversen nationalen und multinationalen Übungen teilnehmen.
Dass die Panzergrenadiere aus der Bergstadt nicht mehr wegzudenken sind, hat Oberbürgermeister André Heinrich schon mehrfach hervorgehoben – auch als wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Bis wann genau der Standort als gesichert gilt, kann Sabel allerdings nicht beantworten.
Das Millionenprojekt in der Erzgebirgskaserne ist indes aber nur ein Bruchteil dessen, was die Bundeswehr in diesem Jahr für Bauvorhaben ausgeben darf. Wie Sabel erläutert, sind
dafür im ersten Entwurf des Haushaltplans der Bundesregierung für 2022 rund 1,17 Milliarden Euro veranschlagt.
erschienen am 26.01.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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Der Herzog 05 / 2022
Feierliches Gelöbnis in der Erzgebirgskaserne |
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Unter dem Eindruck der derzeitigen Geschehnisse im Ukrainekonflikt fand am 03.03.2022 in den Abendstunden nach längerer Pause erstmals wieder ein
feierliches Gelöbnis in kleinerem Rahmen in der Erzgebirgskaserne statt. Unter der Anwesenheit von Landrat Frank Vogel, Oberbürgermeister André Heinrich,
einigen Stadträten sowie weiteren Ehrengästen legten 90 Rekrutinnen und Rekruten des Panzergrenadierbataillons 371 „Marienberger Jäger“ ihr Gelöbnis ab.
Auch einige Familienangehörige waren extra zu dieser Veranstaltung angereist.
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Das feierliche Zeremoniell wurde musikalisch begleitet von einer Abordnung des Luftwaffenmusikkorps Erfurt. Sowohl Bataillonskommandeur Oberstleutnant
Spranger als auch Oberbürgermeister Heinrich gingen in ihren Ansprachen an die Rekrutinnen und Rekruten auf die große Verantwortung und die Verpflichtung
gegenüber dem Gemeinwohl und den Werten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ein, die mit der Ausübung des Soldatenberufes einhergehen, und die
zuletzt während der Corona-Pandemie gleich mehrfach vorbildlich und teils auch unter persönlichen Opfern wahrgenommen wurde. Gleichzeitig dankten sie
den Soldatinnen und Soldaten ausdrücklich für ihren Dienst und ihre Bereitschaft, diese Verpflichtung einzugehen.
Quelle: Bundeswehr/Dröscher
erschienen am 19. März 2022
© Copyriqht Stadtverwaltung Marienberg / ERZDRUCK GmbH VIELFALT IN MEDIEN
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Freie Presse vom 08. März 2022
Marienberger werden nicht an Ostflanke verlegt |
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Soldaten aus der Erzgebirgskaserne in erhöhter Bereitschaft
Von Patrick Herrl und Thomas Wittig
Marienberg - Mit Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine hat die Nato bereits Tausende Soldaten zusätzlich an die sogenannte Ostflanke verlegt. Und es soll dort
weiter aufgerüstet werden. Nach derzeitiger Planung werden aber keine Angehörigen der Marienberger Jäger ins Baltikum beordert, erklärt Presseoffizier Hauptmann Renzo Di Leo
auf eine „Freie Presse“-Anfrage. Das gilt auch für in Marienberg stationierte Technik. Es werden keine Fahrzeuge aus der Erzgebirgskaserne an die Ostflanke des Bündnisgebietes
der Nato verlegt, so Di Leo.
„Teile des Panzergrenadierbataillons 371 gehören zur sogenannten NRF-Land 2022-24, die durch die Panzergrenadierbrigade 37 mit Sitz in Frankenberg geführt wird. Diese Teile
befinden sich aufgrund der NRF-Verpflichtung, unabhängig vom Krieg in der Ukraine, in einer erhöhten Verlegebereitschaft, wie es auch bereits seit Januar konzeptionell
vorgesehen ist“, sagt der Presseoffizier. Die Abkürzung NRF bedeutet Nato Response Force. Das ist eine Art schnelle Eingreiftruppe der Nato. Insofern bereiteten sich die
Soldaten in Marienberg unverändert professionell auf verschiedene Szenarien vor. Alles Weitere müsse auf der Grundlage politischer Willensbildung geschehen.
Ungeachtet dessen wäre ein Einsatz im Baltikum kein völliges Neuland mehr für die Marienberger Jäger. Zuletzt vor zwei Jahren führten mehr als 300 Soldaten des hiesigen
Panzergrenadierbataillons 371 den multinationalen Einsatzverband an der Nato-Ostflanke an. Das war bereits der dritte Einsatz der Bergstädter im Baltikum. Seit 2017 werden
die Panzergrenadiere wechselnd mit anderen Einheiten in Litauen eingesetzt. Im Jahr 2020 übernahmen sie innerhalb der siebenten Rotation zum zweiten Mal die Führungsrolle
des damals rund 1200 Soldaten umfassenden Verbandes, um, wie es damals hieß, gemeinsam mit Truppen aus Norwegen, Kroatien, Tschechien und den Niederlanden das baltische
Land vor einem möglichen russischen Angriff zu schützen.>
erschienen am 08.03.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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Freie Presse vom 09. März 2022
Die Sachsen-Brigade und der Bündnisfall |
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Russland greift die Nato im Norden Europas an – zu diesem Szenario läuft unter Frankenberger Führung gerade eine multinationale
Gefechtsübung mit bedrückender Aktualität. Nächstes Jahr stünden die Soldaten im Ernstfall an vorderster Front.
Von Oliver Hach (Text und Fotos)
Wildflecken - Hauptmann Renzo Di Leo schildert die militärische Lage: Der Gegner hat die Nicht-Nato-Länder Finnland und Schweden bereits besetzt, nach
einem Manöver sind Truppen im Grenzgebiet zu Norwegen verblieben. „Aufklärer konnten eine massive Truppenbewegung ermitteln, was den Rückschluss auf einen
bevorstehenden Angriff zulässt“, erläutert der junge Offizier aus Frankenberg. Der Feind, der dann in der Folge tatsächlich Norwegen angreift, heißt in
diesem Szenario Occasus. Auf der Landkarte im Gefechtssimulationszentrum des Heeres in Wildflecken lässt sich jedoch unschwer erkennen: Mit Occasus ist
Russland gemeint.
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Die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ hat zu einem Medientag in die Rhön-Kaserne im nordwestlichsten Zipfel Bayerns eingeladen. 1959 war hier
Elvis Presley im Manöver, noch bis 1994 war hier die US Army stationiert. Heute werden auf dem riesigen, 7000 Hektar großen Gelände in der Hohen Rhön Gefechte
simuliert. Was den Journalisten an diesem Montag im alten Kinosaal vorgeführt wird, ist in der strategischen Literatur der letzten Jahre immer wieder als
ernsthafte Bedrohung diskutiert worden. Am Tag 12 des russischen Angriffskrieges in der Ukraine aber hat dieses Szenario eine bedrückende Aktualität bekommen.
Menschen, die Landesverteidigung jahrzehntelang wenig interessierte, fragen nun: Wie wäre die Nato auf einen solchen Angriff vorbereitet? Und was würde dies
für Soldaten aus Deutschland, aus Sachsen bedeuten?
Es war im September 2002, als US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bei einem informellen Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Warschau den Aufbau
einer schnellen Eingreiftruppe für das nordatlantische Militärbündnis vorschlug. Zwei Monate später, beim Nato-Gipfel in Prag, wurde die Schaffung einer
Nato Response Force (NRF), einer „Reaktionsstreitmacht“, beschlossen. Die Truppe wurde zur Katastrophenhilfe eingesetzt, 2005 etwa beim Hurrikan „Katrina“.
Im militärischen Ernstfall müsste sie als erste zur Stelle sein.
Als Reaktion auf die Krim-Annexion und den Beginn der Ukraine-Krise 2014 bekam die Nato Response Force eine Art Speerspitze, einen besonders schnell verlegbaren
Eingreifverband. Für diese multinationale Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) stellt jedes Jahr ein anderes Nato-Mitgliedsland den Leitverband. Die
Marienberger Jäger waren 2015 die Ersten, 2023 ist Deutschland erneut in der Pflicht. Dann wird die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ mit ihrem
Stab in Frankenberg den Schutz der Nato-Ostflanke übernehmen und ein Drittel der bis zu 12.000 Mann starken Truppe stellen. Soldatinnen und Soldaten aus
Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg würden im Bündnisfall die Grenzen zu Russland und zum aktuellen Kriegsgebiet der Ukraine an vorderster Front
verteidigen.
In Wildflecken läuft in diesen Tagen die Übung „Stolzer Wettiner“. 1500 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Belgien,
Tschechien, Lettland und Litauen üben in einem „digitalen Gefecht“. Es ist eine Simulation, trainiert wird das Zusammenwirken des Stabes der Frankenberger
Brigade mit den Stäben der ihm unterstellten Verbände. Gefechtsstände wurden aufgebaut, Befehle geschrieben, das Gelände in der Umgebung der Rhön-Kaserne
erkundet – auf einer Detailkarte wurde dazu die Region in Unterfranken nach Norwegen projiziert.
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„Wenn man abends Fernsehen guckt, sieht man, dass wir auf alles vorbereitet sein müssen.“
Oberst Alexander Krone Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen" mit Stab in Frankenberg.
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„Wir üben, dass wir Teile der Nato Response Force in dieses Land verlegen, um dort zunächst abschreckend tätig zu sein und um zur Not
dort auch das Nato-Gebiet zu verteidigen“, sagt Oberst Alexander Krone, Kommandeur der Frankenberger Panzergrenadierbrigade 37. Die Journalisten stehen
mit ihm in einem Zelt, in dem Soldaten an Laptops simulieren, wie sich Artilleriebatterien im Feld bewegen würden. Bei „Occasus“ handele es sich um ein
Übungsszenario, das die Nato seit Jahren nutze; vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine ergebe sich jedoch eine schreckliche Aktualität. „Es ist
diesmal einfacher, die Soldaten ins Szenario reinzuholen“, so Oberst Krone. „Wenn man abends Fernsehen guckt, sieht man, dass wir auf alles vorbereitet
sein müssen.“
Es ist ernst an der Nato-Ostflanke. Die Alarmierungszeit der Speerspitze wurde bereits von 45 auf 30 Tage gesenkt. Im Frühjahr stehen weitere Übungen an,
im April mit Kampfhubschraubern und Sanitätern im Gefechtsübungszentrum Heer in der Altmark, im Mai dann als Volltruppenübung mit 7000 Soldaten auf dem
Truppenübungsplatz Bergen in Niedersachsen.
Mit dem VJTF-Einsatz komme auf die Panzergrenadierbrigade 37 ein „logistischer Drahtseilakt“ zu, heißt es in einem Bericht der Panzerlehrbrigade aus Munster,
die 2019 das Kontingent für die Nato-Speerspitze stellte. Das Problem: Der Truppe fehlt eigenes Material, es muss von anderen Bundeswehrverbänden mühsam
zusammengeklaubt werden. So hatte die Brigade aus Munster 2019 für die VJTF-Mission 2240 Fahrzeuge angefordert, aber nur gut 1200 im eigenen Bestand. Die
Panzergrenadierbrigade 37 wird beim Einsatz im kommenden Jahr ähnliche Probleme haben. Das Ziel, die Brigade autark mit Material auszustatten, sei nicht
erreichbar, heißt es aus der Heeresführung.
„Ich würde es begrüßen, wenn sie mit eigenem Material in den Einsatz gehen können“, sagt Generalmajor Ruprecht von Butler in Wildflecken. Er ist Kommandeur
der 10. Panzerdivision, der die Frankenberger Brigade unterstellt ist. Grundsätzlich sei die schnelle Eingreiftruppe der Nato gut ausgestattet. „Die haben
alles, was sie brauchen“, sagt der Divisionskommandeur. Um den Rest der Bundeswehr sei es aber nicht so gut bestellt: „Ich hätte gern die Ausrüstung, die
wir jetzt hier für die NRF haben, für die gesamte Division.“ Es fehlten etwa moderne Funkgeräte und persönliche Ausstattung.
Er sei verantwortlich für 20.000 Soldaten, betont von Butler. Seine Truppe sei hoch engagiert. Aber ist sie auch für den Ernstfall sensibilisiert? Der
Militärhistoriker Sönke Neitzel forderte nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, die Bundeswehr „kriegsbereit“ zu machen. Aus den Erfahrungen des
Zweiten Weltkrieges sei das Bewusstsein erwachsen, dass Streitkräfte eigentlich nicht zum Kämpfen da sind. Es brauche nun eine Kultur, die Streitkräfte
„über den Krieg zu denken, nicht über den Frieden“. Dieser Forderung erteilt Generalmajor von Butler eine klare Absage. Wenn nötig, sei man zur
Verteidigung bereit. Grundprinzip aber müsse die wirksame Abschreckung bleiben.
erschienen am 09.03.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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Freie Presse vom 11. März 2022
So steht es um die Ausrüstung der Marienberger Jäger |
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Kommandeur Thomas Spranger äußert sich zum 100-Milliarden-Euro-Plan für die Bundeswehr. Bei einer wegen des Kriegs in der Ukraine
wieder einmal aufflammenden Diskussion hält sich der Oberstleutnant hingegen bedeckt.
Von Patrick HERRL
Marienberg - Die russische Invasion in die Ukraine hat auch die deutsche Verteidigungspolitik verändert. Bundeskanzler Olaf Scholz
kündigte an, dass die Bundeswehr ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro erhalten soll. Zudem sollen künftig jährlich zwei Prozent des
Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung bereitgestellt werden. Doch wie steht es eigentlich um die Ausrüstung der Marienberger Jäger?
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Oberstleutnant Thomas Spranger begrüßt die grundsätzliche materielle wie infrastrukturelle Verbesserung, sagt der Kommandeur des
Panzergrenadierbataillons 371. Zunächst sei das aber nur eine Ankündigung, die noch vom Bundestag beschlossen werden muss. Die Soldaten der Erzgebirgskaserne
seien mit der aktuellen Ausstattung in der Lage, die gestellten Aufträge zu erfüllen – auch aufgrund von regelmäßiger Instandhaltung der militärischen
Fahrzeuge und wechselndem Material. Doch die wichtigste Kampfausrüstung der Marienberger ist veraltet. „Der Schützenpanzer Marder als Hauptwaffensystem
ist in die Jahre gekommen, dennoch stets zuverlässig“, so Spranger.
Es ist mittlerweile 51 Jahre her, dass die ersten Serienmodelle des Panzers an die Bundeswehr übergeben wurden. Sein Nachfolger, der Puma, befinde sich
bereits in der Truppe, erklärt der Oberstleutnant. Er wünsche sich für die Zukunft einen zügigeren Zuwachs des neuen Schützenpanzers und Verbesserungen
bei der Zuverlässigkeit. Im Gegensatz zum Vorgänger gilt der Puma als Hightechfahrzeug. Doch es hat Jahre gedauert, die anfänglich erheblichen Mängel
abzustellen.
Bei der persönlichen Ausrüstung der Soldaten seien die Bergstädter wiederum sehr gut aufgestellt, sagt Spranger. Da sie von 2022 bis 2024 wieder zur
schnellen Eingreiftruppe der Nato gehören, haben sie erst im Vorjahr persönliche Ausstattung erhalten. Darüber hinaus wird ohnehin bis 2028 umfangreich
in die Modernisierung der Erzgebirgskaserne investiert. Rund 45 Millionen Euro fließen unter anderem in neue Unterkünfte, Simulator- und Ausbildungshalle
sowie Truppenküche.
Nicht äußern will sich der Kommandeur indes zu der wieder entfachten Diskussion um die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht beziehungsweise der
Wiedereinführung der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht: „Ich halte den Zeitpunkt, um über das Thema zu diskutieren, für ungünstig.“
erschienen am 11.03.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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Freie Presse vom 06. Mai 2022
Leidet bei Bürgern das Ansehen der Marienberger Jäger? |
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In der Bergstadt besteht zwischen den Soldaten und der Zivilgesellschaft eigentlich tiefe Verbundenheit.
Doch seit Putins Invasion in die Ukraine muss der Bataillonskommandeur viel Aufklärungsarbeit leisten. Und er warnt vor russischer Propaganda.
Von Patrick HERRL
Marienberg - Die Frage, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern soll, spaltet die Nation. Eins hingegen ist sicher.
Mit Beginn des russischen Einmarsches wachsen auch hier Ängste und Sorgen in der Bevölkerung. Das stellt die Bundeswehr in Marienberg vor neue
Herausforderungen.
Eigentlich besteht zwischen den Soldaten und der Zivilgesellschaft in der Bergstadt eine tiefe Verbundenheit.
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Das haben Oberbürgermeister André Heinrich (parteilos)und der Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 371, Oberstleutnant Thomas Spranger,
oft genug betont. Schließlich gehört die Garnison seit fast 270 Jahren untrennbar zur Stadt. Doch die Bürger seien aktuell sensibler beim Thema Bundeswehr, betont
Spranger. Unwissenheit, aber auch Fake News bewegen ihn dazu, mehr Aufklärungsarbeit zu leisten.
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Einige Menschen verstoßen dabei aber gegen Gesetze. Am Bahnhof Marienberg, wo die Bundeswehr Militärfahrzeuge für Truppenübungen
verlädt, haben Unbekannte den Schriftzug „War“ – Englisch für Krieg – an die Mauer gesprüht. Der Stadt seien die Graffiti bekannt. Man habe Anzeige wegen
Vandalismus erstattet, sagt OB Heinrich. Die Verwaltung wolle nun die Beseitigung der Schmierereien in Auftrag geben. Zudem wurde im Rathaus angefragt,
ob die jüngst verladenen Panzer in die Ukraine verlegt werden.
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Das ist nicht der Fall, betont Oberstleutnant Spranger. Zudem werden auch keine Marienberger Jäger ins Baltikum an die Nato-Ostflanke beordert.
Völlig unabhängig vom Krieg stellen die Panzergrenadiere seit Anfang des Jahres bis Ende 2024 wieder eine schnelle Eingreiftruppe, wodurch eine erhöhte Verlegebereitschaft
besteht. Das dürfe nicht verwechselt werden mit dem multinationalen Gefechtsverband, den der Nato-Gipfel 2016 in Warschau beschlossen hatte und in dessen Zuge die
Marienberger zuletzt vor zwei Jahren in Litauen stationiert waren, um, wie es damals hieß, gemeinsam mit Truppen anderer Nationen das baltische Land vor einem möglichen
russischen Angriff zu schützen.
Die schnelle Einsatztruppe der Nato, der multinational bis zu 12.000 Soldaten angehören, habe damit gar nichts zu tun, so Spranger. Sie könne überall eingesetzt werden.
Es sei falsch, dass diese Truppe nur dazu diene, Russland abzuschrecken, sagt der Kommandeur zu Putins Propaganda. Die Marienberger Jäger befinden sich fortan in erhöhter
Bereitschaft. Bis Ende 2022 müssen mehr als 400 der insgesamt 750 Soldaten binnen 30 Tagen einsatzbereit sein, ab kommendem Jahr binnen sieben Tagen. Sollte tatsächlich
der Ausrückbefehl kommen, würde die Erzgebirgskaserne als Umschlagplatz für anderen Truppen fungieren. Doch aktuell stehen keine konkreten Auslandseinsätze bevor,
erläutert Spranger.
Um auch junge Menschen gezielter darüber aufzuklären, hat der Oberstleutnant für Montag Schulleiter aus der Region geladen, die die Erkenntnisse an die Schüler in den
Bildungseinrichtungen weitergeben können. Zudem wird eine digitale Werbetafel an der Zschopauer Straße aufgestellt, mit der schneller über die aktuelle Arbeit der Soldaten
informiert werden kann. Am 9. Juli folgt der Tag der offenen Tür in der Kaserne, mit dem sich die Panzergrenadiere aus Verbundenheit zu Marienberg an der nachträglichen
500-Jahr-Feier der Bergstadt beteiligen.
erschienen am 06.05.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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Freie Presse vom 05. Juli 2022
Marienberger stellen Soldaten für Nato-Eingreiftruppe |
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Von Patrick HERRL
Hunderte Panzergrenadiere aus der Erzgebirgskaserne befinden sich in erhöhter Verlegebereitschaft. Doch
welche Auswirkungen hat das in Madrid beschlossene neue strategische Konzept der Nato auf die Bergstädter?
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Marienberg- Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine richtet sich die Nato strategisch neu aus. In dem auf dem Gipfel in
Madrid von den 30 Mitgliedsstaaten beschlossenen Konzept wird Russland als größte Bedrohung bezeichnet. Die schnelle Eingreiftruppe der Nato soll umgebaut und von
aktuell 40.000 auf mindestens 300.000 Soldaten erweitert werden. Damit einhergeht auch die Erweiterung der Streitkräfte an der Ostflanke des Nato-Bündnisgebiets.
Was bedeutet das für die Marienberger Jäger?
Das Panzergrenadierbataillon 371 stellt seit Anfang des Jahres – völlig unabhängig vom Krieg in der Ukraine – bis Ende 2024 wieder Soldaten für die schnelle
multinationale Eingreiftruppe der Nato. Hunderte Soldaten aus der Erzgebirgskaserne befinden sich dadurch in erhöhter Verlegebereitschaft, um im Ernstfall eingesetzt
werden zu können – egal wo. Wie Kommandeur Oberstleutnant Thomas Spranger bereits im Mai erläuterte, müssen bis Ende 2022 mehr als 400 der 750 Panzergrenadiere binnen
30 Tagen einsatzbereit sein, ab nächstem Jahr binnen sieben Tagen. Kommt tatsächlich der Ausrückbefehl, dient die Erzgebirgskaserne als Umschlagplatz für anderen Truppen.
Daran ändert das neue strategische Konzept der Nato kurzfristig nichts, betont Presseoffizier Rony Dröscher. „Langfristig ist noch gar nicht absehbar, was das im Detail
für Auswirkungen haben könnte. Mit dem Thema hat sich zunächst die Politik auseinanderzusetzen“, ergänzt der Hauptmann. Auch sei nicht bekannt, ob und welchem Gebiet die
Marienberger als Bestandteil der schnellen Eingreiftruppe zugeordnet werden – so wie auf dem Nato-Gipfel angekündigt
Fakt ist, dass derzeit keine Verlegung an die Ostflanke geplant ist. Dabei darf die schnelle Eingreiftruppe nicht verwechselt werden mit dem existierenden multinationalen
Gefechtsverband, in dessen Zuge die Marienberger zuletzt vor zwei Jahren in Litauen stationiert waren und der ebenfalls ausgebaut werden soll.
Ungeachtet dessen habe der Krieg in der Ukraine bei vielen Soldaten der Erzgebirgskaserne eine starke Betroffenheit erzeugt und das Selbstverständnis für den Beruf auf
den Prüfstand gestellt, so Dröscher. „Die Marienberger sind daraus gefestigt und gestärkt hervorgegangen.“
erschienen am 05.07.2022
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Freie Presse vom 11. Juli 2022
Was eine erneute Wehrpflicht bedeuten würde |
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Tausende Besucher beim Tag der offenen Tür in der Erzgebirgskaserne zeugen vom Interesse an der Bundeswehr. Es geht um aktive Aufklärung.
Doch es bleiben strittige Punkte.
Von Patrick HERRL
Marienberg - Was machen die Soldaten? Wann müssen sie in den Krieg? Es sind Fragen, die am Samstag beim Tag der offenen Tür
im Panzergrenadierbataillon 371 an die Marienberger Jäger gerichtet wurden, sagt Kommandeur Oberstleutnant Thomas Spranger.
Tausende Gäste – darunter auch viele Familien mit Kindern – strömten in die Kaserne. An sich nicht ungewöhnlich nach zwei Jahren coronabedingter Pause. Zumal
der Besuchertag bei den Soldaten auch in den Jahren zuvor immer gut angenommen wurde. Trotzdem hat sich etwas geändert. Er herrscht Krieg mitten in Europa.
Russlands Invasion in die Ukraine hat die Sicherheitslage komplett geändert – und auch das Sicherheitsgefühl der Menschen. Spranger spricht von einem Bedürfnis
nach Informationen.
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Sicher: Eine Fahrt im Schützenpanzer Marder, dynamische Waffenshows und die Präsentation von Ausrüstung und Fahrzeugen der Panzergrenadiere macht neugierig.
Doch es geht um aktive Aufklärungsarbeit. Seit Anfang 2022 bis Ende 2024 stellt das Panzergrenadierbataillon wieder Soldaten für die schnelle multinationale Eingreiftruppe der
Nato und befindet sich in erhöhter Verlegebereitschaft, um im Ernstfall eingesetzt werden zu können. Neben schnellerer Einsatzbereitschaft für mehr als 400 der 750 Marienberger
Jäger stünden allen voran Großübungen innerhalb des Gefechtsverbands an, der von der Brigade in Frankenberg gestellt wird, erläutert Presseoffizier Hauptmann Ronny Dröscher.
Trotzdem bleiben strittige Themen. Die Diskussion um die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht beziehungsweise die Wiedereinführung der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht
ist wieder entfacht. Erst vor wenigen Tagen sprach sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) beim Chemnitzer Salon der „Freien Presse“ für die Einführung einer
allgemeinen Dienstpflicht aus. Ein Jahr Dienst bei Bundeswehr & Co. sei zumutbar. Kretschmer ist überzeugt, „dass es unser Land reicher machen würde, wenn jeder von uns für ein
Jahr einen Beitrag leisten würde bei der Bundeswehr, im Umweltschutz, in der Denkmalpflege, in den sozialen Bereichen.“
Ob eine Wehrpflicht sinnvoll ist, muss die Politik beantworten, sagt Oberstleutnant Spranger. Er selbst würde die Wiedereinführung nur begrüßen, wenn sie aufgrund der
sicherheitspolitischen Lage erfolgt und mit der Gefahr in Osteuropa begründet wird. Als reines Rekrutierungselement wäre die Wehrpflicht falsch gedacht. Noch klarer benennt er
die Folgen einer Dienstpflicht für die Erzgebirgskaserne. Mehr Rekruten bedeute mehr Ausrüstung, Ausbilder und Infrastruktur. „Das könnten wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten.“
Ungeachtet dessen wird in die bereits begonnene Modernisierung der Erzgebirgskaserne investiert. Es entstehen neue Unterkünfte mit Einzelstuben und eigenem Bad, ein Lehrsaal,
eine Simulator- und Ausbildungshalle und neue Schießbahnen. Laut zuständigem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr sind dafür 45 Millionen
Euro geplant. Der Oberstleutnant rechnet damit, dass das Großprojekt bis 2030 andauern wird. Bis dahin bleibt genügend Zeit für weitere Tage der offenen Tür. Der Samstag
jedenfalls zeugt vom großen Interesse der Zivilbevölkerung an der Bundeswehr.
erschienen am 11.07.2022
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Freie Presse vom 22. Juli 2022
Spähtrupps trainieren am Heiligen Teich |
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Aufsehenerregend und doch fast unbemerkt. Aktionen bei der Bundeswehr sind stets ein Diskussionsthema – gerade jetzt.
Von Katrin Kablau
Brünlos - Ein Militärhubschrauber bietet ausreichend Stoff für Spekulationen. Beobachtet haben ihn in der Nacht zum Donnerstag
die Bewohner im Flugkorridor zwischen Brünlos, Thum, Wolkenstein und Marienberg. Und das mehrmals. Mit dem tieffliegenden Helikopter wurden Soldaten der 3. Kompanie
des Panzergrenadierbataillons 371 „Marienberger Jäger“ zurück in die Erzgebirgskaserne geflogen. Es war der Abschluss einer dreitägigen Übung im Geyerschen Wald
beziehungsweise dem Waldgebiet am Heiligen Teich bei Brünlos – beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit.
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Hauptfeldwebel Heiko Richter, der die Durchschlageübung für die 45 Marienberger Soldaten – darunter eine Soldatin – plante und durchführte, hatte im Vorfeld
für die Szenerie so einiges in Bewegung gesetzt. „Um einen Hubschrauber anfordern zu können, bedarf es ein halbes Jahr Vorlaufzeit.“ Beim Landkreis habe man vor mehreren
Wochen die Übung angemeldet. Gut funktioniert habe die Zusammenarbeit mit dem Stollberger Bürgermeister, der das Wald- und Wiesengebiet um den Heiligen Teich für die
Bundeswehr freigab. Auch die Absprachen mit den Chefs der Agrargenossenschaften in Dorfchemnitz und Zwönitz seien problemlos gewesen.
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Neue Befehle, unbekanntes Terrain, wenig Schlaf, Fußmärsche und die eigene Versorgung. Das alles führte die Soldaten während der
48-Stunden-Übung an ihre physischen Grenzen. Sie hatten den Auftrag erhalten, sich durchzuschlagen und aufzuklären. „Wir haben uns so einiges einfallen lassen
und inszeniert“, so Heiko Richter. Der Hauptfeldwebel spricht von feindlichen Truppen, die beobachtet werden mussten – ohne selbst entdeckt zu werden. Dafür
waren die Männer und die Frau, später aufgeteilt in Spähtrupps, am Montagabend in der Dunkelheit im Geyerschen Wald vom Hubschrauber abgesetzt worden.
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Am Mittwochnachmittag mussten die Trupps den kleinen Waldsee mit ihrer kompletten, mehr als 20 Kilogramm schweren Ausrüstung durchschwimmen. Eine
Schlauchbootbesatzung begleitete sie aus Sicherheitsgründen.
Dass der große Rucksack, wasserdicht verpackt in einer Zeltbahn, schwamm und nicht versank, das war in der Vorausbildung trainiert worden. Diese fand in der Kaserne statt.
„Dort haben alle ihr Wissen aufgefrischt, die jüngeren Soldaten wurden ausgebildet“, sagt der Hauptfeldwebel. Sich gegenseitig schützend, erreichten die Soldaten das andere
Ufer. FKK-Gäste am Heiligen Teich ließen sich von der recht ungewöhnlichen Szenerie nicht abschrecken. Es herrschte sozusagen stilles Einvernehmen.
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Frank Steeger, er ist der Leiter aktive Dienste beim Stollberger DRK-Kreisverband, und sein Mitstreiter Thomas Weber hatten sich ebenfalls
ein schattiges Plätzchen gesucht. Sie sorgten für die sanitätsdienstliche Absicherung. Die beiden Spezialisten sind dafür ausgebildet, sich neuen Aufgaben anzupassen:
Erst am Wochenende hatten sie beim Motorsportzir- kus zur Sachsenring Classic ein waches Auge auf Teilnehmer und Besucher.
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Bis Ende 2024 stellt das Panzergrenadierbataillon 371 erneut Soldaten für die schnelle multinationale Eingreiftruppe der Nato. Das geschieht völlig unabhängig
vom Krieg in der Ukraine. Das heißt, Hunderte Soldaten aus der Kaserne befinden sich deswegen in erhöhter Verlegebereitschaft, um im Ernstfall eingesetzt werden zu können –
egal wo. Sie müssen dafür binnen 30 Tagen einsatzbereit sein.
erschienen am 22.07.2022
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Freie Presse vom 16. September 2022
„Dicke Bertha“ bringt Bundeswehr in Bredouille |
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Marienberger Jäger haben ein Fahrzeug nach einem Artilleriegeschütz benannt, das im Ersten und Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam.
Geschmacklos oder kriegsverherrlichend? Ein Versehen oder bewusste Anspielung?
Von Patrick Herrl
Marienberg - Kleiner Schriftzug, große Wirkung. Soldaten des Panzergrenadierbataillons 371 in Marienberg haben eines
ihrer militärischen Transportfahrzeuge auf „Dicke Bertha“ getauft und den Namen gut lesbar an der Front des Lkw angebracht. Ein aufgrund der Größe des
Lasters liebevoller Kosename, könnte man meinen. Doch wer sich in der Geschichte etwas auskennt, verbindet mit der Dicken Bertha etwas anderes. Auch
einem „Freie Presse“-Leser stößt der Name bitter auf. Die Bundeswehr weist die Vorwürfe vehement zurück, ermittelt intern aber dennoch.
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Die Dicke Bertha war ein sehr bekanntes deutsches Geschütz, das hauptsächlich im Ersten, aber auch noch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam.
Ein heutiges Militärfahrzeug danach zu benennen, sei skandalös, findet der Leser. Wissen die Marienberger Jäger nicht, dass mit diesem Geschütz zahlreiche Menschen
im Ersten Weltkrieg getötet wurden, fragt sich der Mann. Er erachtet die Bezeichnung als höchst unsensibel, zumal der am Lkw angebrachte Name obendrein altdeutscher
Schrift ähnelt.
„Die Dicke Bertha ist ein Kosename ohne gewollten/bewussten Bezug zu den Artilleriegeschützen aus der Vergangenheit“, entgegnet Hauptmann Rony Dröscher. Auch handelt
es sich nicht um die altdeutsche Schriftform, sondern um Old English, ergänzt der Presseoffizier. „Der Schriftzug wurde durch mehrere Soldaten, die das Fahrzeug benutzen,
angebracht. Das war unsensibel, aber ohne gewollte Verherrlichung der beiden Weltkriege.“ Auf die Frage, ob Kosenamen bei der Bundeswehr üblich sind, antwortet Dröscher:
„Kosenamen für Fahrzeuge, Spielzeuge, Gegenstände und auch für Freunde sind kein rein militärisches Phänomen. Überall in der Gesellschaft geben wir seit unseren Kindertagen
Dingen, die für uns eine große Rolle spielen, einen Namen.“
Bei der Verwendung von Begrifflichkeiten, die mit der Reichswehr und der Wehrmacht in Verbindung stehen, orientiere sich die Bundeswehr an den ohnehin geltenden Gesetzen
und am Traditionserlass. Dabei handelt es sich um eine Dienstvorschrift der Bundeswehr, die Verhaltensregeln im Umgang mit der Geschichte enthält. Fakt ist: Der Begriff
„Dicke Bertha“ ist nicht verboten. Sogar ein Golfschläger wurde nach dem Geschütz benannt.
Trotzdem sind in der Erzgebirgskaserne wegen des Vorfalls Ermittlungen eingeleitet worden, um zu prüfen, ob es sich um ein Dienstvergehen oder einen Verstoß gegen
geltende Gesetze handelt. „Das Einleiten hat nichts mit der Schwere der möglichen Verfehlung zu tun, sondern dient einer lückenlosen Aufklärung“, sagt Dröscher. Ob
die Vorgesetzten von dem Schriftzug wussten und nicht einschritten, lässt der Presseoffizier mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen unbeantwortet. Aber: „Sollte
es sich um einen Verstoß gegen Vorschriften handeln, müssen die Verantwortlichen mit Konsequenzen rechnen.“
erschienen am 16.09.2022
© Copyriqht Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
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