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Die Chronik des letzte Aktualisierung: 31.12.2015
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Höhepunkte der
2015 Freie Presse vom 23. Januar 2015
Der Erhalt der Bahnstrecke und der Bau des Asylbewerberheimes sind die prägende Themen des Neujahrsempfangs in Marienberg gewesen. Wittig zitierte in seiner Rede auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Dieser habe bei einem Besuch in Marienberg einmal gesagt: „Nach unserem Empfinden habe alle Grenzen etwas gemeinsam. Nämlich, dass die Ganoven immer auf der anderen Seite wohnen.“ Mit einem Präsent bedankten sich die Soldaten bei Oberbürgermeister Wittig. Anlässlich seines letzten Neujahrsempfangs als Rathauschef übergaben die Marienberger Jäger dem Sammler einen Amethysten aus Gelobtland. erschienen am 23.01.2015 (Von Daniel Bagehorn) Freie Presse vom 07. März 2015
Inspekteur des Heeres angekündigt. Marienberg. Generalleutnant Bruno Kasdorf, der Inspekteur des Heeres und damit der oberste truppendienstliche Vorgesetzte des Heeres, wird am Dienstag die Marienberger Kaserne besuchen. Kasdorf will sich über den Stand der Einsatzbereitschaft des Panzergrenadierbataillons 371 informieren. Das teilte die Pressestelle des Heeres gestern mit.Die Marienberger Jäger stellen den Kern des deutschen NRF-Gefechtsverbandes. NRF steht für Nato Response Force, einer schnellen Eingreiftruppe des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses. Außerdem sollen die Marienberger im Rahmen ihres Auftrages erstmalig als "Interims Very High Readiness Joint Task Force" der Nato zertifiziert werden, also als besonders schnelle Eingreiftruppe. Bruno Kastdorf ist seit September 2012 Inspekteur des Heeres. Zuvor war er unter anderem Chef des Stabes im Hauptquartier der International Security Assistance Force (ISAF) in Kabul in Afghanistan. erschienen am 07.03.2015 (bag) Freie Presse vom 11. März 2015
Die erzgebirgischen Jäger sind ein wichtiger Teil des neuen Nato-Konzepts der schnellen Eingreiftruppen im Bedrohungsfall. Grund genug für den Inspekteur des Heeres, Bruno Kasdorf, in der Erzgebirgskaserne vorbeizuschauen. Er flog sichtlich zufrieden zurück zum Heereskommando nach Strausberg.
Behrenz: "Der Übungsanteil hat das Bataillon und die externen Truppenteile im vergangenen Jahr schon sehr gefordert. Die Ausstattung, die uns jetzt zur Verfügung gestellt wird, ist für uns ausgezeichnet. Sie ist noch nicht bei 100 Prozent, aber ab Ende des Monats können wir eine Einsatzbereitschaft innerhalb von fünf Tagen einhalten." Die Marienberger sind dann die "Versuchskaninchen" der Nato: Sie sollen zusätzlich zu ihrem NRF-Auftrag noch quasi Testtruppe für eine superschnelle Eingreiftruppe sein, die tatsächlich innerhalb von fünf Tagen eine Kampfeinheit mitsamt Ausrüstung und Material an einen Gefechtsstandort verlegen kann. Beim Nato-Gipfel in Warschau 2016 soll dann das Konzept der allerhöchsten Bereitschaft, Very High Readiness Joint Force, beschlossen werden. Die Marienberger beginnen ab 7. April ihre Test- und Manöverphase, deren Erkenntnisse werden schließlich mit in das Konzept einfließen. Wenn man so will, schreibt das Panzergrenadierbataillon 371 aus Marienberg ein Kapitel Nato-Militärgeschichte mit. Während das Bataillon sehr gut ausgerüstet wird, müssen andere Abstriche machen. Das räumte auch der Drei-Sterne-General Kasdorf bei seinem Besuch in Marienberg ein. "Die Ausbildungsfähigkeit der anderen Verbände wird eingeschränkt, um diesen hier zu 100 Prozent aufzustellen", sagte er und fügte hinzu: "Die Anforderungen, die wir an das Marienberger Bataillon stellen, sind höher als alles, was wir in den vergangenen Jahren leisten mussten. Auf die Deutschen können sich die Osteuropäer verlassen." Daran wurden in den vergangenen Wochen Zweifel gesät: Berichte über Manöver mit schwarz angemalten Besenstielen als Bewaffnung auf Panzern und angebliche Beschwerden von Soldaten über das Fehlen von Ausrüstung sorgten für Aufregung in der NRF-Truppe. Dazu Bruno Kasdorf: "Die Sache mit dem Besenstiel als Bewaffnung eines Boxer-Fahrzeuges war wohl der Scherz eines Soldaten. Bei diesen Gefechtsfahrzeugen kommt es nicht auf die Bewaffnung an, es geht vor allem um die Funkverbindungen. Ich kann nur sagen, dass wir zum einen eine ganz starke Truppe haben, zum anderen wird sie auch kaputtgeredet. Ich gebe zu, dass wir nicht alles haben und dass wir bei der Ausrüstung nachlegen müssen, aber insgesamt haben wir mit der Bundeswehr eine gute Armee." Dazu habe auch die Strukturreform "Heer 2011" beigetragen, wie der Kommandeur des Versorgungsbataillons 131 aus dem thüringischen Bad Frankenhausen, Christian Sendner, betonte. Das Bataillon ist zuständig für Transport, Instandsetzung, Nachschub und Umschlag im Rahmen der NRF. Vor allem die Ausbildung der Soldaten sei effektiver und besser geworden. Einsatzbereit innerhalb von fünf Tagen zu sein, bedeutet für den Soldaten eine extreme Verkürzung seiner Handlungsfreiheit. In dieser Zeit muss er zumindest verlegebereit am Standort sein, um von dort in den Einsatz zu gehen. Dazu Sendner: "Wir tun alles dafür, dass das notwendige Material ständig bereitgehalten wird. Die Container sind bereits see- oder luftfertig verpackt. Dann können wir unmittelbar verladen. Ein oder zwei Tage reichen meist für den einfachen Soldaten, um am Standort zu sein." Grenadiere, Pioniere, Aufklärer oder Sanitäter haben dann das benötigte Material zum Kämpfen quasi schon fertig verpackt, damit zum Zeitpunkt der Alarmierung möglichst wenig Aufwand bleibt. Zur Bildstrecke bitte hier klicken! Fotos: Uwe Mann Siehe auch: MDR Sachsen, Spiegel online(Für den Inhalt der verlinkten Seiten ist nicht die KERH oder der DBwV verantwortlich) (nur für InternetExplorer ab Version 9 und gleichwertige Browser)
Freie Presse vom 08. April 2015
Marienberger Bataillon macht sich abmarschbereit Marienberg/Brüssel. Die Nato hat erstmals testweise ihre superschnelle Eingreiftruppe alarmiert. Wie ein Sprecher des Militärbündnisses gestern im belgischen Mons bestätigte, machen sich derzeit mehrere Verbände unter erheblichem Zeitdruck in ihren Kasernen abmarschbereit – auch in Sachsen. Insgesamt sind nach Bundeswehrangaben 900 Soldaten aus Deutschland an der Übung beteiligt – 750 stellt allein das Panzergrenadierbataillon 371 aus Marienberg im Erzgebirge.Ziel der Übung ist es, neue Abläufe für den Ernstfall zu trainieren. Wenn nötig, sollen Nato-Soldaten künftig innerhalb von zwei bis fünf Tagen bereit für die Verlegung in ein Krisengebiet sein. Truppenbewegungen werden bei der aktuellen Übung allerdings nur in den Niederlanden und Tschechien trainiert. Dort müssen sich die alarmierten Soldaten morgen auf Militärflugplätzen einfinden. Die beteiligten Verbände waren Mittwoch vergangener Woche für den Test in erhöhte Bereitschaft versetzt worden. Die neue Krisentruppe der Nato wird vor dem Hintergrund des Ukraine Konflikts vor allem als Abschreckung gegen Russland aufgebaut. Sie soll im Kern eine rund 5000 Soldaten starke Landstreitkräfte Komponente umfassen. (dpa) erschienen am 08.04.2015 (bag) Soldaten des Panzergrenadierbataillons 371 sollen einen Großteil der Nato-Speerspitze stellen! Freie Presse vom 11. April 2015
Das Militärbündnis testet seine neue superschnelle Eingreiftruppe. In dieser Woche demonstrierten die Soldaten der Erzgebirgskaserne, dass sie innerhalb weniger Stunden weltweit einsatzbereit sind. Am Dienstag hatte das nordatlantische Militärbündnis erstmals testweise seine superschnelle Eingreiftruppe alarmiert. Insgesamt waren nach Bundeswehrangaben 900 Soldaten aus Deutschland an der Übung beteiligt, die gestern zu Ende ging. Darunter auch das Panzergrenadierbataillon 371 aus Marienberg. Ziel der Übung war es, neue Abläufe für den Ernstfall zu trainieren. Wenn nötig, sollen Nato-Soldaten mit ihrer gesamten Ausrüstung künftig innerhalb von zwei bis fünf Tagen bereit für eine Verlegung in ein Krisengebiet sein. Die Marienberger Jäger haben das geschafft. Ihr Kommandeur, Oberstleutnant Stephan Behrenz, konnte gestern melden: "Wir haben unsere Verlegebereitschaft hergestellt." Seine etwa 700 Soldaten hatten von Dienstag bis Freitag Container mit Material und Ausrüstungsgegenständen vollgepackt, zahlreiche Gefechtfahrzeuge abmarschbereit gemacht und viel Papierkram erledigt. Denn bei einer raschen Verlegung müssen auch viele Formalitäten, wie zum Beispiel Zolldokumente, erledigt und beschafft werden. Jörg Vollmer war angetan von dem, was er sah. Zwar hätte es auch früher schon solche Übungen gegeben, doch wäre die nötige Schnelligkeit nun eine "neue Herausforderung". Diese schnelle Bereitschaft sei auch eine Demonstration an die östlichen Nato-Länder. Der gesamte Gefechtsverband, zu dem Einheiten aus Gotha und Gera gehören, besteht aus etwa 900 Soldaten und 90 Gefechtsfahrzeugen. Da die Marienberger in diesem Jahr zur Nato Responce Force (NRF) gehören, also zur schnellen Eingreiftruppe des Bündnisses, hatten sie vor kurzem moderne Ausrüstung erhalten. Für die Soldaten bedeutet die umgehende Verlegebereitschaft auch Unsicherheit. Hauptfeldwebel Maik A., seinen vollen Namen wollte er nicht nennen, sagt: "Wir sitzen sozusagen immer auf gepackten Koffern." Hätte es bei früheren Einsätzen, Maik A. war in Afghanistan, eine längere Vorlaufzeit und klare Rahmenbedingungen für Zeit und Einsatzort gegeben, sei dies durch Zugehörigkeit zur schnellen Eingreiftruppe anders. "Durch NRF weiß man nicht, wo es wann hingehen wird." Im Ernstfall heißt es trainiert zu sein. Rückt ein Soldat der schnellen Truppe aus, hat er dank Schutzweste und Helm rund 40 bis 50 Kilogramm auf dem Rücken. Im Juni beginnt die zweite Phase der Noble-Jump-Übung. Dann werden innerhalb einer sehr kurzen Alarmierungsphase Truppenteile in Bergen zusammengezogen und von dort nach Polen verlegt. Auch dann werden die Marienberger beweisen müssen, wie schnell sie sind. Die schnellen Einsatztruppen Die Nato Responce Force (NRF) ist die schnelle Eingreiftruppe des Militärbündnisses. Nach einem Rotationsprinzip halten die Mitgliedstaaten der Nato für ein
Kalenderjahr Truppenkontingente in Bereitschaft. Den Kern der Eingreifkräfte bildet die Immediate Responce Force (IRF). Mit ihr stehen der Nato etwa 13.000 Soldaten schnell zur Verfügung. erschienen am 11.04.2015 (Von Daniel Bagehorn) Freie Presse vom 11. Juli 2015
Die Marienberger Panzergrenadiere haben mit Oberstleutnant Thorsten Gensler einen neuen Vorgesetzten. Gestern hat er seinen Vorgänger Stephan Behrenz abgelöst. Sein Nachfolger Thorsten Gensler hat gerade den Generalstabslehrgang „Ecole de Guerre“ (Schule des Krieges) in Frankreich absolviert. „Ich weiß, dass das Marienberger Bataillon einen sehr hohen Ausbildungsstand hat. Daran möchte ich anknüpfen“, betonte der frisch gebackene Kommandeur. Angesichts der angespannten politischen Lage sei es wichtig, auf alles vorbereitet zu sein. Thorsten Gensler ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Seine Familie ist bereits vor drei Wochen in die Nähe der Stadt Marienberg gezogen. „Wir sind hier sehr gut aufgenommen worden und fühlen uns wohl“, versicherte er. Am Ende des Appells stieg Stephan Behrenz in einen Boxer und wurde darin zu Bob Marleys Hit „Buffalo Soldier“ an seiner ehemaligen Truppe vorbei vom Platz gefahren. Er wechselt nun nach Bonn. erschienen am 11.07.2015 (Von Jan Görner) MITTEL ERZGEBIRGS FERNSEHEN - Wochenrückblick 24. Juli 2015
auf der Homepage des MITTEL ERZGEBIRGS FERNSEHEN. dazu bitte hier klicken (nur für InternetExplorer ab Version 9 und gleichwertige Browser)
Marienberger Wochenblatt vom 14. August 2015
Nach zwei Jahren, einem Monat und 26 Tagen als Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 371 „Marienberger Jäger“ wechselte Oberstleutnant Stephan Behrenz nun ins Verteidigungsministerium. Sein Nachfolger, Oberstleutnant Thorsten Gensler führt künftig nicht nur die rund 900 Grenadiere, er übernimmt gleichzeitig auch das Kommando über den deutschen Gefechtsverband der NATO Response Force (NRF). Dank für geleistete Dienste und Glück für die Zukunft: Oberstleutnant Stephan Behrenz, Oberst Ruprecht von Butler und Oberstleutnant Thorsten Gensler (v.l.)
„Die intensivsten und schönsten Jahre meiner Dienstzeit habe ich hier in Marienberg als Ihr Kommandeur verbracht“, zog Behrenz in seiner an die Soldaten
des Panzergrenadierbataillons 371 gerichteten Rede auf dem Exerzierplatz der Erzgebirgskaserne Resümee. Der scheidende Kommandeur erinnerte an die
Leistung der „Marienberger Jäger“ während des Hochwassereinsatzes 2013. „Ich war gerade erst seit zwei Wochen Kommandeur, als wir zum Einsatz gerufen
wurden. Hochmotiviert und leistungsstark sind Sie die Aufgabe angegangen. So habe ich das Bataillon kennengelernt und an diesem Eindruck hat sich bis
heute nichts geändert“, lobte der 42-Jährige die Soldaten. Mit der gleichen Einstellung seien sie dann den NRF und den neuen VJTF-Auftrag angegangen.
„Als Ihr Kommandeur war ich für Ihre Aufstellung, Ausbildung und Inübunghaltung verantwortlich. Hochprofessionell haben sie auch diese Aufgabe in
Angriff genommen.“ Oberst Ruprecht von Butler, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, unterstrich das Engagement, mit dem
Oberstleutnant Behrenz die Umsetzung des NRF-Auftrages vorangetrieben habe. „Ich als Brigadekommandeur bin dafür verantwortlich, eine einsatzbereite
Brigade mit einsatzbereiten Verbänden zu befehligen. Für das Panzergrenadierbataillon 371 kann ich melden: ‚Voll einsatzbereit‘ “, sagte von Butler.
Und dabei habe das Bataillon die veränderte sicherheitspolitische Lage wie kaum ein anderer Verband zu spüren bekommen. „Sie haben während des NRF-
und VJTF-Auftrags eine Übungsbelastung gemeistert, die in der gesamten Bundeswehr ihresgleichen sucht. Ihre Professionalität hat zu höchstem Lob bis
in die Spitze der NATO-Generalität geführt“, so Oberst von Butler. Dies sei auch das Ergebnis der weitsichtigen Führung durch Oberstleutnant Behrenz,
der von Anfang an die Bedeutung des NRF-Auftrags für sein Bataillon erkannt und die Schwerpunkte der erforderlichen Ausbildung frühzeitig gesetzt habe. erschienen am 14.08.2015 (Text und Foto: Heer/Wolfram Skupio) Freie Presse vom 11. August 2015
Die deutsche Einheit für die sogenannte Speerspitze der Nato hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums keine Ausrüstungsprobleme mehr. Allerdings fehlt das Gerät für die Soldaten des Panzergrenadierbataillons 371 in Marienberg (im Bild ein Einsatztrupp mit einer Milan-Panzerabwehrrakete) jetzt anderswo. Denn es war vor der ersten Übung der besonders schnellen Nato-Eingreiftruppe von anderen Einheiten abgezogen worden. „Es ist erklärtes Ziel, alle Großverbände des Heeres voll auszustatten, aber das geht halt nicht von heute auf morgen“, sagte ein Sprecher des Ministeriums gestern in Berlin. An der Nato-Übung in Polen hatten im Juni 350 Soldaten des Bataillons aus Marienberg teilgenommen. Die Schaffung der neuen Speerspitze war beim Nato-Gipfel im September 2014 als Antwort auf das Verhalten Russlands in der Ukraine beschlossen worden. (dpa) erschienen am 11.08.2015 Freie Presse vom 28. Dezember 2015
Die Bundeswehr hat in diesem Jahr zwei Jubiläen begangen. Ihre Gründung vor 60 Jahren und die Vereinigung mit der Nationalen Volksarmee der einstigen DDR vor 25 Jahren. Vor allem letzteres war eine Herausforderung. Brigadegeneral Gert Gawellek, ein ehemaliger Offizier der NVA, hat es miterlebt – und mitgestaltet. VON STEPHAN LORENZ Chemnitz. Auch für den jungen Gert Gawellek begann 1989/90 eine neue Zeit. Mit 19 Jahren SED-Mitglied, dann Ausbildung und später Kommandeur von Fallschirmjäger und Aufklärungseinheiten. Der 1959 in Plauen geborene und in Heiligenstadt aufgewachsene Gawellek hatte bis dahin eine Bilderbuchkarriere bei der Nationalen Volksarmee der DDR hingelegt. Dann kam die Wende. „Das Koordinatensystem, in dem ich gelebt hatte, wurde plötzlich durch ein völlig neues abgelöst. Das war einschneidend und schmerzhaft“, sagt Gawellek. Nachvollziehbar. Im September 1990 kehrte er von einem dreijährigen Studium an der Führungsakademie „Frunse“ in Moskau zurück. „Als ich von dort zurückkam, prallten die bereits vollzogenen Veränderungen in der DDR und in der NVA auf mich ein. Die Wende hatte ich im fernen Russland verfolgt.“ Heute ist er Brigadegeneral der Bundeswehr.Ähnlich wie Gawellek dürften damals viele NVA-Soldaten empfunden haben. Major Jochen Maurer, Historiker vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam, bezeichnet das Verschmelzen der beiden einst feindlichen Armeen auch als Zäsur, stellt sie aber in ihrer Bedeutung neben das „Out-of-area“-Urteil des Bundesverfassungsgerichts 1994. Das wurde nötig, weil sich die Bundeswehr unter anderem mit 1700 Soldaten an der UN-Operation Somalia beteiligt und dies zu heftigen Debatten geführt hatte. Nach dem Richterspruch konnte die Bundeswehr auch außerhalb des Nato-Gebietes – die Zustimmung des Deutschen Bundestages vorausgesetzt – agieren. Seitdem gilt die Bundeswehr als „Parlamentsarmee“. Maurer: „Ich weiß nicht, was die Bundeswehr mehr verändert hat: die Vereinigung oder das Urteil über die Auslandseinsätze. Fest steht aber, dass beides nicht nur zeitlich eng miteinander zusammenhing.“
Die NVA war zum 3. Oktober 1990 aufgelöst, die Truppenteile, Soldaten und das Material in die Bundeswehr übernommen worden. Genau genommen hat es eine Vereinigung der beiden Armeen also gar nicht gegeben. Damals bestanden laut Historiker Maurer vier grundlegende Probleme: „Man musste tonnenweise Material der NVA übernehmen, die Bundeswehr musste in den neuen Ländern aufgebaut werden, Personalfragen mussten geklärt und das Integrationsproblem berücksichtigt werden.“ Zur Ausrüstung der NVA gehörten damals rund 3000 Kampfpanzer, 800 Flugzeuge und Hubschrauber, rund 134.000 Radfahrzeuge, über 1,3 Millionen Handfeuerwaffen sowie 300.000 Tonnen Munition. „Es wurde eigens eine Gesellschaft gegründet, die das abwickeln sollte. Vieles davon wurde verschrottet, weniges in die Bundeswehr überführt und der Rest schlichtweg verschenkt. 93 Prozent des Materials sind vernichtet worden.“ Für den Laien klingt das nach Verschwendung. Dazu Maurer: „Es waren Waffen und Ausrüstung aus einem anderem militärischen System. Alles war nur schwer zu integrieren, vieles nicht kompatibel.“ Hinzu kam, dass auch die Bundeswehr abrüsten sollte. Im 2-plus-4-Vertrag wurde die Bundeswehr auf 370.000 Mann beschränkt. Dies bedeutete eine Reduzierung um fast 130.000 Soldaten. Im Rahmen der Rüstungskontrolle für die konventionellen Streitkräfte in Europa war 1990 weitere Abrüstung vorgeschrieben worden. „Das Heer beispielsweise musste 40 Prozent seiner Panzer verschrotten.“
Gawellek berichtet darüber aus seiner persönlichen Sicht. Grundsätzliche Zweifel an seinem Dienst in der Bundeswehr kamen bei ihm nach zwei, drei Jahren. „Wenn alles von oben nach unten gekehrt wird, nimmt man nichts mehr als gegeben hin. Man stellt sich selbst in Frage und stellt anderen Soldaten kritische Fragen. Diesen kritischen Blick verliert man nie mehr.“ Der Brigadegeneral hält ihn auch in der heutigen Zeit für wichtig. „Als Soldat sehe ich es als meine Pflicht an, nicht nur treu zu dienen, sondern auch zu fragen, nachzuhaken, wenn Sinn und Logik mancher Entscheidungen nicht oder zunächst nicht erkennbar sind. Rückgrat halte ich für eine Kerntugend von Offizieren.“ Trotz aller Probleme: „Es war alles fair damals. Die Bundeswehr hat mir eine Chance gegeben, die ich genutzt habe. Heute empfinde ich vor allem Dankbarkeit.“ Wie aber hat sich der Charakter der Bundeswehr in den 25 Jahren verändert? Laut Maurer haben sich natürlich die Selbstwahrnehmung und auch der Auftrag der Truppe gewandelt. War es früher eine Armee für die Landesverteidigung, so ist es heute eine Einsatzarmee im Rahmen der internationalen Sicherheitspolitik. „Die Bundeswehr firmiert im Kern auch heute noch als ,Armee der Einheit‘. Das wurde nie ad acta gelegt. Ob sie wie oft behauptet, ein Motor für das Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten war, ist auch Gegenstand unseres Forschungsprojektes.“ Brigadegeneral Gawellek hält die „Armee der Einheit“ heute für eine Selbstverständlichkeit. In der Bundeswehr habe sich seit der Wiedervereinigung ein überzeugendes gemeinsames Fundament entwickelt. „Offensichtlich ist, dass die Bundeswehr heute mit der dazu erforderlichen raschen Integrationsleistung, mit Anwendung von Behutsamkeit, Toleranz, Verständnis und Verstehen, Respekt, Geradlinigkeit und Stärke eine sichtbare und vorzeigbare Vorbildfunktion für die Gesellschaft darstellt. Die ,Armee der Einheit‘ ist vor allem ein Ergebnis der Tat, nicht schöner Reden.“ Gawellek wurde Anfang 2014 als erster ehemaliger NVA-Offizier zum General der Bundeswehr ernannt. Ein weiterer Baustein in seiner Bilderbuchkarriere. Er selbst bleibt aber geerdet: „Der Offiziersberuf ist sicher ein Karriereberuf, aber Karriere ist nicht alles.“ Ab nächstem Jahr wird Gawellek stellvertretender Divisionskommandeur der Division Schnelle Kräfte. Die in der Öffentlichkeit bekannteste unterstellte Einheit ist das Kommando Spezialkräfte (KSK). erschienen am 28.12.2015
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